Männer und Aggression

Wir laden an diesem Tag unsere ureigene Kraft ein, wollen unserer kriegerischen Energie begegnen. Häufig verstecken wir Gefühle, wie z.B. Aggressionen, hinter eine Fassade gelernter und erwünschter Freundlichkeit. Mit Hilfe unterschiedlicher körperorientierter Methoden versuchen wir verschiedene Gefühle in uns aufzudecken. Wir bedienen uns z.B. der Methode des "offenen Schlagabtausches" (n. Scheskat/Gerdts). Oder es kommen Bataca-Schläger (gepolstert) zum Einsatz. Das Ziel ist es, über unseren Körper in Gefühlsbereiche in uns und in die Kommunikation mit unserem Gegenüber zu kommen. Wir wollen uns konfrontieren mit dem, was sich plötzlich zeigt in uns, was schwierig erscheint. In der Konfrontation mit dem Gegenüber ist es nicht das Ziel, sich körperlich gegen den/die anderen durchzusetzen. Es geht vielmehr darum, über den Körpereinsatz an unsere häufig versteckten Gefühle zu gelangen, für sie Worte zu finden. Sich so dem Gegenüber zu zeigen, kann der Anfang eines neuen Austausches mit der Partnerin / dem Partner sein. Das Ziel ist es, aus einer Starre, aus einer Passivität oder aus einem Gekränkt-Sein in einen kommunikativ-konstruktiven Dialog mit dem Partner zu kommen. Das Ringen um Worte, das Aufspüren der eigenen Gefühle ist oft ein schwieriger, manchmal auch schmerzhafter Prozess. WIr Männer sind immer wieder Weltmeister im Verdrängen, im Nicht-Hinspüren unserer Gefühle. Angst, Zorn, Ohnmacht oder Verzweiflung werden im Alltag lieber versteckt. In unserer Gruppe haben Gefühle jeder Art Platz, hier dürfen sie sich zeigen. Niemand muss sich für seine Gefühle schämen. Die Gruppe übt sich darin, jeden Mann dort aufzufangen, wo er gerade steht. So entstehen erste Schritte hin zu mehr fruchtbarem Austausch.


Also: Gefühle wahrnehmen, sie nicht wegdrücken/verpanzern, nicht
lieb und angepasst bleiben, sondern Konflikte als etwas Positives, Entwicklungsförderndes annehmen. Erleben, dass ich nicht schwach bin, wenn ich z.B. meine Angst oder Traurigkeit in Kommunikation bringe, sondern, dass ich mich so sichtbar/erkennbar für mein Gegenüber mache.
So gehen wir der toxischen Seite unseres "Nice-Guy's" auf den Grund und  "zeigen uns mit allem, was in uns ist".  (nach dem Konfliktlösungs-Ansatz von T. Scheskat / H. Gerdts: "Nicht furchtbar, sondern fruchtbar").

 

Außerdem geht es bei jedem Männertag um Rhythmus und Bewegung. Deshalb tanzen wir gemeinsam und versuchen so unsere tiefste Lebensenergie anzuzapfen. So erleben wir  wieder mehr den lebendig-lustvollen Mann in uns wieder. Mutproben gehören ebenfalls zu diesem Tag. Durch sie kann ich eigene Grenzen und Ängste erfahren und sie bestenfalls sogar überwinden. Wir kämpfen spielerisch und herzlich, raufen mit einem Partner in einem "lustvollen Ringkampf". Wir boxen in einem Box-Ring, wollen auch da nicht siegen, sondern uns selbst erleben, die eigene Kraft und die des "Gegners" erfahren, wild und doch kontrolliert. Respekt und Vorsicht im Kampf mit dem "Gegner" ist immer oberstes Gebot. Meiner eigenen Angst begegnen, meiner Ohnmacht, aber auch meiner Kraft. Das kann sehr heilsam sein. "Plötzlich fühle ich mich wieder lebendig und stark". So äußern sich Männer, die es wagen in den Ring zu steigen. Das Ziel: Sie gehen auch in der Partnerschaft, im Beruf, unter Freunden einer schwierigen Situation nicht mehr aus dem Weg, sondern bringen den Mut auf sich "zuzumuten". So bekommt das Wort Aggression ("agredere", lat.: nach vorne schreiten) eine neue, positive Bedeutung. Denn ich erfahre mich konstruktiv, nach vorne gerichtet in schwierigen Situationen.
Das alles ist aber ein Prozess, der nicht an einem Tag "geschieht". Wir Männer helfen uns
in der Gruppe
gegenseitig, machen uns Mut diesen Weg der Konfrontation und Kommunikation zu gehen. Im Idealfall kann ich im Anschluß an einen Männertag  gestärkt in meinen Alltag zurückkehren und mich den bestehenden Herausforderungen mit neuer Energie stellen.